Eine kulinarische Stadtführung, oder neudeutsch Foodtour, kannte ich bisher nur aus dem Urlaub. Aber warum nicht auch einmal im eigenen Land so etwas machen. Also habe ich auf Einladung von eat-the-world das Kölner Severinsviertel kulinarisch erkundet.
Inhalt
Klerikal statt kulinarisch?
Treffpunkt der Tour war die Severinstatue. Die steht übrigens nicht an der Severinskirche, sondern an der Severinsbrücke. Als erstes ging es, wie sollte es in Köln anders sein, in eine Kirche. Aber die Kirche St. Johannis Baptist ist eine ganz besondere Kirche, denn sie ist die Kirche der Jugendlichen von Köln. Auch im Innenraum sieht man sofort, daß diese Kirche anders ist, denn die Sitzbänke sind die großen Flightcases für Rockkonzerte. Berühmt wurde St. Johannis Baptist als „Schiefer Turm von Köln“, da sich der Glockenturm durch den U-Bahnbau um 77cm neigte. Mittlerweile ist der Turm aber wieder aufgerichtet.
Auch am zweiten Stop gab es nichts zu essen, sondern es kam eine weitere Kirche mit einer interessanten Geschichte. St. Gregorius im Elend gehört zum alten Friedhof für die in Köln heimatlos Verstorbenen. Diese waren oft nicht katholisch oder auch ehrlos (z.B. Selbstmörder) und durften nicht auf einem Pfarrkirchhof bestattet werden. Die Kirche ist die einzige katholische Kirche Kölns, die sich in Privatbesitz befindet und sie ist nicht öffentlich. Seit dem 2. Weltkrieg wird sie für katholische Gottesdienste nationaler Minderheiten genutzt.
Belgische Trüffel und Mittelalter
Danach ging es aber nun endlich los mit der Kulinarik, es ist ja schließlich eine kulinarische Stadtführung und keine klerikale. Erster Halt war Trüffel-Ullrich, ein kleiner Laden auf der Severinsstraße der eine große Auswahl an belgischen Trüffeln anbietet. Die Besitzerin, Karin Dewil, erklärte uns mit viel Begeisterung den Unterschied zwischen Trüffeln und Pralinen. Sie stellte uns ihr großes Teeangebot und ihre speziell angefertigten Schokoladenhohlformen vor. Besonders schön fand ich die Kölschflaschen. Natürlich durften wir dann am Ende eine ihrer vielen Pralinen probieren. Ich hatte einen Kir-Royal-Trüffel, der intensiv nach Johannisbeere schmeckte und nicht zuviel Alkohol enthielt.
Anschließen spazierten wie die Severinstraße entlang, vorbei an dem Odeon-Kino von Trude Herr, der Severinskirche und vielen tollen Geschäften und Restaurants. Bis zum Severinstor gab es zwei weitere Stops mit Kostproben. Am Tor erzählte unser Guide wieder Geschichten aus der dunklen Vergangenheit der Severinstraße. Die Verbrecher der Stadt Köln wurden im Mittelalter entlang dieser Straße aus der Stadt gejagt. Diese Strecke war für die Vertriebenen ein wahrer Spießrutenlauf und nur wenige überlebten dies.
Frankreich in Köln
Nach dieser grausigen Geschichte kam der nächste Stop auf der Elsaßstrasse, die Epicerie Boucherie. Betritt man das kleine französische Spezialitätengeschäft des ehemaligen Fotografen David Boucherie, fühlte man sich sofort wie in Frankreich. Hier gibt es leckeren französischen Käse, selbstgemachte Quiches und natürlich guten französischen Wein. Probieren durften wir frisches Baguette mit Comte, der ganz anders schmeckt, als der aus dem Supermarkt. Da merkt man, daß David seine Produkte direkt aus Frankreich bezieht. Und wer mag, bekommt hier auch ein Gläschen Wein.
Gut gestärkt ging es weiter durch die Gassen des Severinsviertels, die man als normaler Besucher mit Sicherheit nur zufällig entdeckt hätte. Im Weinladen 12 Grad machten wir den nächsten Stop, in dem es neben der großen Weinauswahl auch Olivenöl und Schokolade gibt. Daher gab es hier auch eine besondere Kostprobe, denn wir haben Olivenöl verkostet. Zur Auswahl standen drei Olivenöle aus verschiedenen Ländern, die alle sehr unterschiedlich schmeckten.
Die 3 Stunden waren sehr kurzweilig mit vielen interessanten Informationen und leckeren Kostproben. Mit Sicherheit werde ich demnächst auch mal eine Führung in Düsseldorf machen.
Allgemeine Infos:
- Die Tour wird in Augsburg, Berlin, Bremen, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Münster, Nürnberg, Oldenburg, Potsdam, Stuttgart durchgeführt
- Der Preis liegt bei 33 Euro für Erwachsene, Kinder unter 12 Jahren 16,50 Euro
- Dauer der Tour ca. 3 Stunden
- Es werden pro Tour ca. 7 Kostproben gereicht. Es stehen ca. 10 verschiedene Partner zur Verfügung, von denen pro Tour 7 ausgewählt werden
- Bei der Buchung kann angegeben werden, ob man Vegetarier ist oder Unverträglichkeiten hat.
- Weitere Informationen zur Tour gibt es bei eat-the-world
Vielen Dank an Eat the World für die Einladung, meine persönliche Meinung wird davon natürlich nicht beeinflußt.
Hast du auch schonmal eine Foodtour gemacht? Berichte mir doch davon
Dies war ein interessanter Artikel, der einen Eindruck davon vermittelt, wie diese kulinarischen Touren funktionieren. Meine Frau und ich haben schon eine Weile darüber nachgedacht, zu reisen und eine solche Reise zu machen. Einige dieser Informationen werden wir bei der Planung unserer Reise sicherlich nutzen müssen.