Als 1989 die Berliner Mauer fiel war ich 13. Natürlich habe ich mitbekommen, was damals passiert ist. Auch was das bedeutet wußte ich, habe ich doch mit meiner Familie erst ein Jahr zuvor die Verwandtschaft in der DDR besucht. An die innerdeutsche Grenze und das geteilte Deutschland kann ich mich noch gut erinnern. Was ich allerdings nie gesehen und erlebt habe, ist das geteilte Berlin.
Inhalt
Geschichte erleben am Berliner Mauerweg
Als ich letztens mal wieder in Berlin war, berichtete mir jemand von dem Mauerweg. Neugierig geworden fragte ich nach und erfuhr, daß entlang des Verlaufs der Berliner Mauer ein ausgeschilderter Rad- und Wanderweg entstanden ist. Ich kannte zwar die Markierung im Boden, die den Verlauf der Mauer symbolisierte (z.B. am Brandenburger Tor), mir war aber nicht bewußt, daß man die komplette Strecke von 160 km entlanggehen bzw. mit dem Fahrrad entlang fahren kann.
Der Weg ist seit 2006 erschlossen und in 14 Einzelstrecken aufgeteilt. Diese haben ein Länge von sieben bis 21 Kilometern. Anfang und Ende der Etappen sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. An 29 Standorten sind Gedenktafeln für die Toten der Berliner Mauer aufgestellt, auf denen die Opfer mit Kurzbiografien vorgestellt werden. Auf vielen Informationsstelen, die immer wieder entlang des Weges stehen, erfährt man einiges über die Mauer und das Leben im geteilten Berlin. An einigen Stellen wird die Mauer durch senkrechte Metallstäbe symbolisiert, wodurch der Verlauf noch sichtbarer (und begreifbarer) wird.
Vom Mauerpark zum Nordbahnhof
Mein Spaziergang entlang des Mauerwegs startet am Mauerpark und führt mich zur Bernauer Straße. Dort stand früher die höchste West-Berliner „Besuchertribüne“, wo man in den Osten winken konnte, denn oft wohnten Freunde und Verwandte direkt auf der anderen Seite der Mauer. Dadurch hat die Bernauer Straße traurige Berühmtheit erlangt, denn auf der einen Straßenseite gehörten die Häuser zum Osten, der Bürgersteig davor allerdings zum Westen Berlins. Immer noch bedrückend sind die Bilder von Menschen, die aus ihren Fenstern in die Freiheit kletterten.
Die Gedenkstätte Berliner Mauer erzählt auf den nächsten 1,4 km die Geschichte der Berliner Teilung am Beispiel der Bernauer Straße. An den Hauswänden sind große Bilder der Straße aufgebracht, die zeigen wie sie in Zeiten der Teilung aussah. Ebenso werden Bilder von Flüchtenden (s.o.) gezeigt. Im Bereich der Gedenkstätte stehen besonders viele Informationsstelen, auf denen die Geschichte der Teilung erzählt wird, vom Beginn des Mauerbaus am 13.8.1961 bis zum Fall der Mauer im Jahr 1989. Untermauert werden die Berichte mit vielen Bildern und Tonaufnahmen.
Es werden Fundamente von Häusern gezeigt, die dem Mauerbau weichen mußten. Auch die Überreste von Grabsteinen sind zu sehen, da die Mauer hier durch einen Friedhof führte und nicht alle Gräber verlegt wurden. Besonders beeindruckend fand ich die Markierungen, welche die Wege der ehemaligen Fluchttunnel zeigen. Diese wurden vor allem in der Zeit genutzt, als an der Bernauer Straße noch keine Mauer stand, sondern die Fassaden der mittlerweile leerstehenden Häuser die Grenze bildeten. Ich war erstaunt, wie viele Tunnel es gab und wie vielen Menschen die Flucht in den Westen gelungen ist. Der bekannteste ist wohl Tunnel 57, so genannt, weil 57 Personen durch ihn flüchteten. Die Geschichte vom Tunnel 29 ist verfilmt worden (Der Tunnel).
Ein Stück Maueranlage blieb erhalten
Ebenfalls in der Gedenkstätte Berliner Mauer zu sehen ist das letzte erhalten gebliebene Stück der Berliner Maueranlage. Nicht nur die bekannten Betonteile, von denen einige in der Stadt stehen. Hier ist auf einigen Metern die gesamte Grenzanlage zu sehen, mit der eigentlichen Mauer, dem Patrouillenstreifen, der Vormauer und einem Wachturm. Es ist bedrückend mit eigenen Augen zu sehen, wie breit diese Grenzanlage ist, die Mitten durch die Stadt verläuft. Der Blick nach West-Berlin ist deutlich erschwert wenn nicht sogar unmöglich.
In der Nähe dieses Mauerstreifens befindet sich das Dokumentationszentrum Berliner Mauer. Hier bekommt man vertiefende Informationen zur deutschen Teilung und kann vom Aussichtsturm einen Blick auf die Grenzanlage werfen.
Im weiteren Verlauf des Mauerweges gelangt man zu der Kapelle der Versöhnung. Sie ist am Platz der Versöhnungskirche gebaut worden, welche 1985 auf Veranlassung der DDR-Regierung gesprengt wurde.
Mein Weg endet am Nordbahnhof, wo man noch eine Fotoausstellung zu den Geisterbahnhöfen besichtigen kann. Hat man noch mehr Zeit, kann man von hier die nächste Etappe in Angriff nehmen, die vom Nordbahnhof zum Potsdamer Platz führt.
Mehr Informationen über den Mauerweg findest du hier.
Gastrotipp
Am Mauerpark gibt es den kleinen Biergarten Mauersegler. Geht man die ganze Etappe, die an der Wollankstraße beginnt, bietet sich hier ein kleiner Stopp an, um sich ein wenig zu stärken.
Übernachtungstipp
Für diese beiden Etappen ist das Mercure Hotel City der optimale Ausgangspunkt. Es liegt nur wenige Gehminuten vom Nordbahnhof entfernt. Auch für weitere Unternehmungen z.B. einer Tagestour zu dem Beelitzer Heilstätten (wie ich es gemacht habe) oder ein Wochenende in Berlin ist das Hotel gut gelegen, denn der Hauptbahnhof bzw. die Friedrichstrasse sind nur 10 Minuten zu Fuß entfernt. Im Hotel erwarten einen geräumige Zimmer, bei denen WLAN inklusive ist. Die Bar bietet eine große Auswahl an Getränken sowie Snacks an.
Offenlegung: Ich wurde von Accor Hotels eingeladen zwei Nächte im Mercure Hotel City zu verbringen. Meine Meinung sowie der Inhalt meiner Artikel wurde davon nicht beeinflusst
Liebe Ina,
ich freue mich immer so sehr, wenn jemand den Mauerweg entdeckt. Du hast Dir einen sehr interessanten Part rausgesucht. Die restlichen Teile sind nicht minder sehenswert, die ganzen 160 Kilometer erzählen deutsch-deutsche Geschichte. Wenn Du mal wiederkommst sag‘ gerne Bescheid und ich begleite Dich vielleicht auf der ein- oder anderen Etappe :)
Liebe Grüße von Sandra (die als „tracks and the City“) gerade die Mauer in Etappen umläuft :)
Liebe Sandra,
ich war erstaunt, daß dieser Weg so unbekannt ist. Ich hatte vorher noch nie davon gehört.
Gerne melde ich mich, wenn ich mal wieder in Berlin bin.
LG
Ina