Schon lange wollte ich mal in einem Lost Place fotografieren. Leider sind die leerstehenden, verfallenen Gebäude oft eingezäunt und es ist illegal, diese zu betreten. Außerdem ist es auch nicht ungefährlich, durch solche Gebäude zu gehen, wie viele Unfälle immer wieder zeigen. Zum Glück habe ich eine Agentur gefunden, die Touren durch Lost Places anbietet. So habe ich die Chance ergriffen und eine Fototour in einem der wohl berühmtesten Lost Places Deutschlands gebucht, den Beelitzer Heilstätten bei Berlin.
Inhalt
Das Lungenkrankenhaus Beelitzer Heilstätten
Um 1880 brach in Berlin eine Tuberkulose-Epidemie aus. Da es zu diesem Zeitpunkt noch kein Mittel gegen diese schreckliche Krankheit gab, mußte ein Ort außerhalb der großen Stadt geschaffen werden, wo die Kranken behandelt werden und man sie auskurieren konnte. So wurden vor den Toren Berlins auf einem 200 ha großen Gelände die Beelitzer Heilstätten für Männer und Frauen gebaut. Streng nach Geschlechtern getrennt entstand ein Bereich für Frauen im südlichen und einer für Männer im nördlichen Teil des Geländes. Insgesamt gehörten über 60 Gebäude zu dem Komplex.
Während der beiden Weltkriege waren die Heilstätten Lazarett und Sanatorium für verwundete Soldaten. Interessanter Fakt am Rande: Im ersten Weltkrieg war ein gewisser Gefreiter Adolf Hitler unter den Patienten. Von 1945 bis 1993 war dort das größte Militärkrankenhaus der Sowjets untergebracht, in dem 1990 Erich Honecker bis zu seiner Ausreise behandelt wurde. In all den Jahren blieben die Gebäude fast unverändert in ihrem Ursprungszustand erhalten.
Seit 1993 stehen die Gebäude der Beelitzer Heilstätten leer und verfallen zunehmend.
Fototour durch die Heilstätten
Bei den Jungs von Go2know hatte ich eine 7-stündige Fotobase in den Beelitzer Heilstätten gebucht. Das bedeutete 7 h freien Zugang zu acht Gebäuden der Anlage, viele Informationen zu der Geschichte, eine kleine Base mit Kaffee, Tee und Wasser und – ganz wichtig – eine Toilette. Besichtig werden können im Bereich des Männersanatoriums das Badehaus, ein Verwaltungsgebäude, ein Pavillon in dem die Patienten untergebracht wurden, das Whitney-Houston-Haus, ein Pavillon der Lungenheilstätte für Männer, sowie vier Wirtschaftsgebäude wie z.B. Wäscherei und Bäckerei.
Zu Beginn der Tour bekommen wir eine kurze Sicherheits-Einweisung und einige Tipps zum Fotografieren in den alten Gebäuden. Danach verteilen sich alle Teilnehmer auf die Gebäude, ein Drittel der Gruppe geht direkt zum etwas weiter entfernten Whitney-Houston-Haus und schon bald merkt man nicht mehr, daß 30 Personen an dieser Tour teilnehmen. Zur Stärkung trifft man immer wieder in der Base ein, die im Badehaus eingerichtet wurde, und tauscht sich aus. Um zwei Uhr kann man an einer geführten Tour durch die Gebäude teilnehmen, um weitere Informationen über das Gelände zu erhalten.
Und warum Whitney-Houston-Haus? Als Whitney Houston starb, hat eine Künstlergruppe diesen Pavillon genutzt und anläßlich ihres Todes ein Banner mit ihrem Namen in dem alten Theatersaal gespannt. Diese Bild ging um die Welt und seitdem heißt das Haus Whitney-Houston-Haus.
Ist das noch ein Lost Place?
Die Beelitzer Heilstätten werden immer wieder als Filmkulisse genutzt, z.B. „Operation Walküre“, das Rammsteinvideo „Mein Herz brennt“ oder zuletzt „A Cure for Wellness“. Für die Filme wurden Fassaden, oder einzelne Räume, Flure oder Treppenhäuser in den Gebäuden immer wieder aufgehübscht. So sehen diese Bereiche relativ neu aus. Aber das täuscht, denn schon zwei Meter weiter ist der Verfall deutlich sichtbar. Oder das Gebäude sieht von vorne wie neu aus, aber geht man einmal auf die Rückseite sieht man eine halb eingestürzte Wand.
Gerade dieser Kontrast hat mich bei meinem Gang durch die Gebäude begeistert. In den für Filmaufnahmen aufbereiteten Räumen konnte man sich richtig vorstellen, wie es früher einmal ausgesehen haben könnte. In den alten verfallenen Räumen konnte man sich fotografisch richtig austoben. Und im Whitney-Houston-Haus ist es wieder ganz anders, aber auch sehr schön. Da es zeitweise von einer Künstlergruppe genutzt wurde sind in vielen Räumen noch die Reste der Installationen zu erkennen.
Information zur Fototour mit Go2Know
- Treffpunkt ist am Bahnhof Beelitz-Heilstätten
- Anfahrt aus Berlin mit dem RE 7 Richtung Dessau, Fahrtzeit ca. 40 min (ab Hbf), Preis 4,30€
- Besichtigt werden können das Whitney-Houston-Haus, ein Verwaltungshaus, Badehaus, Pavillon und mehrere Wirtschaftgebäude
- Während der ganzen Tour kann man sich frei in den Gebäuden und auf dem Gelände bewegen
- Kaffee, Tee und Wasser werden bereit gestellt, eine Dixieklo ist vorhanden
- Im Vorfeld erhält man Lagepläne, Gebäudegrundrisse, Motivübersichten sowie Hotel- und Ausflugstipps in der Umgebung
- Kosten der Tour: 70 €
- Weitere Informationen gibt es auf der Webseite von Go2Know
Achtung: Das Gelände ist eingezäunt und die Gebäude verschlossen. Das Betreten ist somit nur mit einer Tour gestattet, ansonsten ist es illegal.
Mitbringen sollte man für die Tour:
- Festes Schuhwerk und Kleidung, die auch schmutzig werden kann
- Warme Kleidung, da es in den Gebäuden kalt werden kann
- Gute Kamera mit Objektiven (Weitwinkel) sowie Stativ
- Taschenlampe
- genügend Speicherplatz und einen geladenen Akku (evtl. Ersatzakku)
- Verpflegung für den Tag
Noch mehr über die Beelitzer Heilstätten:
Fototour durch die Beelitzer Heilstätten, Männerklinik
Beelitz-Heilstätten: Faszinierender Lost Place und Filmdrehort bei Berlin
Du bleibst noch etwas länger in Berlin? Dann habe ich noch ein paar Tipps für ein Wochenende in Berlin.
Ich wurde in keiner Form für diesen Beitrag bezahlt. Ich gebe hier lediglich meinen persönlichen Eindruck wieder.
Ich war (halblegal) auch mal in einem Lost Place in Mc Vorpommern. Das waren jedoch nicht die Belitzer Heilstätten. Dennoch war es spannend wie würdevoll viele dieser Orte noch sind, obwohl sie dem Untergang geweiht sind. Mein Highlight war Kykro Mosse (ein Autofriedhof) und das Schloss in Mecklenburg Vorpommern. Aber gerade in der ehemaligen DDR gibt es so viele Orte die so aussehen. In Magdeburg und Zeitz habe ich zahlreiche leerstehende Häuser gesehen.
Viele Grüße
Janett
Hach, die Heilstätten sind schon richtig toll! War vor Ewigkeiten einmal dort. Damals noch ganz „wild“.
Oh ja, mir hat das auch sehr gut gefallen. Leider war das nicht mehr so richtig wild.
Mega cool! Ich kenne das Sanatorium aus einem Youtube Video von ein paar Jungs, die dort vor Jahren mal eingestiegen sind. Wirklich tolle Aufnahmen, schön dass auch weniger abenteuerliche so eine Chance haben sie zu besichtigen.
Viele Grüße
Claudia
Hallo Ina, wie cool, habe in den letzten Monaten schon Einiges über die Heilstätten gelesen, die Bilder sind wirklich toll und es ist bestimmt total spannend, mit Kamera dadurch zu spazieren und sich bewusst zu machen, wie es früher dort war. Schließe mich allerdings Katja an, ganz schön teuer. Alleine darf man wahrscheinlich nicht dort herumwandern? Liebe Grüße Alexandra
Hallo Alexandra, ich fand es superspannend durch die Gebäude zu spazieren. Man konnte so viel entdecken, auch nach der 2. Runde. Und wie im Artikel beschrieben, darf man die ganze Zeit alleine durch die Gebäude wandern, es gibt keine „Aufseher“.
LG
Ina
Die Beelitzer Heilstätten stehen schon lange auf meinem Reiseplan. Allerdings finde ich 70 € für die Tour ganz schon heftig.
Noch dazu muss ich mich ja langsam wirklich beeilen, bevor es saniert wird.
Danke für die tollen Einblicke
VG, Katja
Ich habe auch überlegt ob es mir 70€ wert ist, aber mich dann doch dafür entschieden und es nicht bereut. Aber man muß ja nicht die große Tour machen, es gibt ja auch kürzere, die günstiger sind, allerdings darf man dann auch nicht in alle Häuser.
LG
Ina
Ich bin bei solchen Plätzen ja hin und hergerissen. Deine Bilder finde ich toll und echt faszinierend, es muss auch unglaublich spannend sein dort verfallene Gebäude zu entdecken. Aber andererseits habe ich so viele Horrorfilme gesehen… ich glaub ich würde mich unglaublich gruseln, wenn ich ganz alleine da wäre. Hab zu viele Filme mit verlassenen Krankenhäusern gesehen… LG, Nina
Hallo Ina,
die Beelitzer Heilstätten hatte ich nur kurz von außen im Rahmen meines Besuch des Baumwipfelpfads gesehen und wollte auch unbedingt so eine Fototour machen. Bisher habe ich es jedoch leider noch nicht geschafft. Deine Fotos beweisen, dass es sich sehr lohnt. Jetzt bin ich noch neugieriger darauf.
LG Daniela
Hallo, liebe Ina!
Ich finde „Lost Places“ auch total spannend. Ein Kärntner Journalist hat heuer ein Buch über Lost Places im Alpe-Adria Raum herausgebracht. Die Beelitzer Heilstätten schauen wirklich total schön aus, ich habe die Fotos von dir auch schon auf Instagram gesehen. Wenn ich das erste Mal Berlin besuche, werde ich mir diese Tour auf alle Fälle vormerken. Abseits vom Mainstream und total cool finde ich deinen Lost Place. Danke für diesen Tipp.
GLG, Anita
Hallo Ina,
wow, von den Beelitzer Heilstätten habe ich schon öfter mal gehört in letzter Zeit – aber dass man da so super Fotos machen kann, klasse! Ich hatte schon ein wenig bei Dir auf Instagram gesehen, hier mit den Infos dazu bekomme ich einen viel besseren Einblick (es geht nichts über Blogs!). Spannend finde ich auch die teils renovierten Räume, wie Du schreibst, da bekommt man eher ein Gefühl dafür, wie das früher war und spürt den Kontrast mehr. Das muss ein interessantes Erlebnis gewesen sein!
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Ina,
danke für diesen tollen Bericht. Ich komme ja aus Berlin und wollte schon lange einmal einen Lost Place besuchen. Wahrscheinlich wird dieser der erste, wenn bald die Sanierung „droht“.
LG Diana
MEGA! Liebe Ina, ich habe deine Fotos ja schon auf Instagram bewundert und bin wirklich begeistert. Wenn ich mal in der Nähe bin, muss ich unbedingt diese Tour machen. Ein ganz großartiger Tipp, den ich mir sofort abspeichere.
Danke dir!
LG
Sabine
Hallo Ina,
in den Heilstätten war ich auch schon und ich bin ähnlich begeistert wie du. Was für ein magischer Ort und wie toll zum Fotografieren. Ich bin noch nicht sicher, ob ich mir wünsche, dass man dauerhaft renoviert und das Gelände in altem Glanz erhält oder ob es weiter verfallen soll, weil das Teil des Reizes ist…
viele Grüße
Simone
Ist es nicht ein faszinierender Platz?
Auch wenn wir nur eine 2-stündige Besichtigung mitgemacht haben, fanden wir die Heilstätten unheimlich beeindruckend.
Liebe Grüße
Frauke und Jojo
Absolut. Ich bin so froh, daß ich die Tour gemacht habe. Ich hoffe sehr, daß ich es noch ein 2. Mal dorthin schaffe.
LG
Ina