Am 22.Februar 2011 änderte sich in Christchurch alles. Eigentlich war es nur eines von vielen Nachbeben des Erdbebens vom September 2010. Aber dieses Nachbeben der Stärke 6,3 hatte eine größere Zerstörungskraft als alle Beben vorher, selbst als das Hauptbeben. 185 Menschen starben und viele Gebäude wurden beschädigt oder zerstört.
Die Bilder der zerstörten Stadt hatte ich noch vor Augen, als ich im Januar 2016 nach Christchurch fuhr. Und die Fragen im Hinterkopf, ob sich ein Besuch der Stadt lohnt. Wie weit ist die Stadt wieder aufgebaut, was macht die Infrastruktur dort?
Geht man in den Innenstadtbereich und blickt nach unten, dann fallen einem die vielen bunten Markierungen auf dem Gehweg und der Straße auf. Alle in der Erde verlaufenden Kabel, Kanäle und Leitung sind markiert. Die ersten Zeichen der vielen Arbeiten für den Wiederaufbau der Stadt. Je näher man der Innenstadt kommt, umso mehr Brachflächen, zerstörte und abgesperrte Gebäude sieht man. Auf den ersten Blick könnte man meinen, daß sich nicht sehr viel getan hat in den letzten fünf Jahren. Aber je genauer man hinschaut, um so mehr entdeckt man sie: die improvisierten Geschäfte, die vielen kleinen Kunstwerke und die schon wieder aufgebauten und restaurierten Gebäude. Daher sollte man meiner Meinung nach Christchurch auf der Rundreise nicht links liegen lassen. Für deinen Aufenthalt dort habe ich folgende Tipps:
Inhalt
1. Re-Start Mall
Die Re-Start Mall steht wie kein anderes Projekt für den Einfallsreichtum und den Aktionismus der Neuseeländer. Schon im Oktober 2011 eröffnete die aus bunten Überseekontainern aufgebaute Mall im Stadtcentrum ihre Pforten und sorgte so für ein wenig Normalität. Auch heute noch ist die Re-Start Mall ein wichtiger Bestandteil der Innenstadt. Neben vielen Geschäften gibt es hier auch eine vielfältige Auswahl von Streetfood, Bars und Cafes.
2. New Regent Street
Die „alte“ Regent Street wurde in den 30ern des letzten Jahrhunderts erbaut und war seit jeher eine beliebte Einkaufsstraße. In den 90ern wurde die Straße zur Fußgängerzone umgebaut. Durch das Erdbeben wurden die Gebäude beschädigt, aber zum Glück nicht allzu stark. Auf Initiative der Shop- und Restaurantbesitzer wurden die Gebäude wieder hergestellt und die Straße konnte so 2013 wieder geöffnet werden. Die Straße mit den bunten, zweistöckigen Häusern ist ein Kleinod in Christchurch. Hier kann man an den Schaufenstern vorbei schlendern, einen Kaffee oder auch ein Bier trinken oder leckere Cookies essen.
3. Gap Filler Project
Das ist für mich eins der schönsten und überraschendsten Dinge, die ich in Christchurch gesehen habe. Durch das Erdbeben gibt es unglaublich viele leere Flächen in der Innenstadt. Diese liegen aber oft nicht brach, sondern werden im Zuge des Gap Filler Projects von Kreativen wieder nutzbar oder einfach nur schöner gemacht. So werden mobile Gärten angelegt, kleinere Kunstwerke aufgestellt, Fassaden angemalt oder Märkte veranstaltet. Überall entdeckt man diese vielen kleinen und größeren Maßnahmen. So z.B. stand auf einer größeren Fläche ein Dance-O-Mat. Eine Tanzfläche mit Discokugel und Musicbox. Für einen Dollar kann man hier zur Musik tanzen. Einfach toll, wie die Einwohner ihre Stadt wieder lebens- und auch liebenswert machen.
4. Christchurch Gondola
Die Christchurch Gondola liegt etwas außerhalb der Stadt an den Port Hills. Auf einer Höhe von 500 m hat man einen grandiosen Rundumblick über Christchurch, die Banks Peninsula, Lake Ellesmere und Lyttelton Harbour. Bei klarer Sicht kann man sogar die Southern Alps oder die Kaikura Peninsula sehen. Mit dem Auto braucht man ca. 15 Minuten von den Stadtmitte aus. Es fährt aber auch stündlich ein Shuttlebus zur Talstation, der an der I-Site Visitor Center und am Canterbury Museum / Rolleston Ave hält. Die Gondel fährt von 10-17 Uhr, die Fahrt kostet 28 NZ$ (Kinder 12 NZ$). Es gibt auch ein Kombiticket für Gondel und Straßenbahn. Auf der der Bergstation ist ein Cafe/Restaurant und ein Souveniershop. Die Sportlichen können auch zur Bergstation wandern.
5. historische Straßenbahn
Stadtrundfahrten haben ja irgendwie so ein verschnufftes Ansehen, aber ganz ehrlich: Ich mag Stadtrundfahrten. Und wenn man dann noch mit so schönen alten Straßenbahnwaggons durch die Stadt fährt, finde ich das nochmal so schön. Die Bahn fährt von der Cathedral Junction über den Cathedral Square und quert den Fluß Avon. Vorbei geht es an der Re:START Mall, High, Canterbury Museum, Hagley Park, Victoria Square zur New Regent Street. Es gibt insgesamt 17 Haltestellen an denen man aussteigen und sich die Sehenswürdigkeiten ansehen kann.
Von den 6 Bahnen sind nur 2 original aus Christchurch, die anderen Bahnen stammen z.B. aus Invercargill oder Wellington. Das Tagesticket kostet 20 NZ$, Kinder fahren umsonst.
6. International Antarctic Centre
Christchurch ist einer von zwei Versorgungsstationen für die Antarktis. Daher ist es auch nicht verwunderlich, daß es hier das International Antarctic Centre gibt. Hier erfährt man alles über das Leben der Forscher im ewigen Eis, kann einen Nachbau der Hütte von Robert Scott betreten und lernt die Tierwelt der Antarktis kennen. Und als absolutes Highlight werden Touren mit den Häglunds angeboten, den schwimmfähigen Kettenfahrzeugen die für das Fahren in der Antarktis geeignet sind.
Da das International Antarctic Centre direkt neben dem Flughafen liegt, bietet sich ein Besuch dort vor dem Abflug an.
7. Das zerstörte Christchurch
Auch das gehört für mich dazu, ein Spaziergang durch die Innenstadt von Christchurch. Leider hatte ich nicht das Glück, die Stadt vor dem Beben zu sehen, aber als ich mir die Ruine der Kathedrale, das abgesperrte Rathaus und die vielen anderen Gebäude aus der britischen Kolonialzeit ansah, konnte ich erahnen, wie schön die Stadt einmal gewesen ist. Und man bekommt einen Eindruck, was die Stadt und ihre Einwohner alles mitgemacht und was sie schon wieder aufgebaut haben.
Einen kleinen Einblick, wie Christchurch vor dem Beben ausgesehen hat, bekommt man auf dem Blog Imprintmytravel.
8. Banks Peninsula / Akaroa
Von Christchurch bietet sich ein Tagesausflug auf die Banks Peninsula nach Akaora an. Die Fahrt über die landschaftlich sehr schöne Straße bietet immer wieder Aussicht auf versteckte Buchten, grüne Wiesen und kleine Fischerdörfer. Am Ende der Straße gelangt man nach Akaora, einem kleinen Dorf, in dem noch deutlich sichtbar ist, daß sich hier hauptsächlich Franzosen angesiedelt hatten. Die Straßennamen sind französisch, es gibt kleine Cafes und Restaurants mit französischen Namen und es wehen viele französische Flaggen in den Gärten. Die Bucht von Akaora ist bei Seglern sehr beliebt, so daß man bei gutem Segelwetter viele Segler beobachten kann. Leider wird Akaora auch von Kreuzfahrtschiffen angefahren, so daß das kleine Dorf an diesen Tagen ziemlich überlaufen ist.
Zum Schluß habe ich noch einen Restauranttipp: Das Sakimoto Japanese Restaurant. Hier gibt es sehr gutes japanisches Essen zu akzeptablen Preisen. Am Wochenende sollte man für Abends einen Tisch reservieren, das Restaurant ist sehr gut besucht.
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Hallo Ina,
ich habe Deinen Artikel mit großem Interesse gelesen und mir deine photos betrachtet… Es ist schön zu wissen dass es dir unser schönes Christchurch gefallen hat und gleichzeitig traurig dass Du es in diesem Zustand kennengelernt hast. Wir haben im Sept 2010 Beben unser Haus, Hab und Gut in Dallington am River Avon verloren und leben seitdem in Deutschland. Die Sehnsucht nach unserem Sohn (der in chch geblieben ist) und meiner Wahlheimat NZ wird uns bald zurück holen, nach Deinen Bildern und Kommentaren freue ich mich schon ein bisschen darauf… Herzliche Grüße, Sabine Cook
Klasse Artikel. Akaroa bietet sich aber auch für einen mehrtägigen Aufenthalt an. Eine Wanderung am ehemaligen Kraterkamm oberhalb von Akaroa oder eine Fahrt zu den Hectordelphinen, um nur zwei Beispiele zu nennen. Von den Käsereien entlang der Straße ganz zu schweigen. Aber beim Lesen Deines Artikels bekommt man wieder Lust sofort hinzufliegen.
Danke, das freut mich, daß der Artikel euch gefällt!!
Da gebe ich euch recht, in Akaora ist bestimmt noch viel mehr zu sehen, aber bei „nur“ fünf Wochen muß man sich beschränken. Aber das merke ich mir für’s nächste Mal.
Toller Artikel, Ina! Beeindruckend, wie die Stadt sich Stück für Stück nach dem schlimmen Erdbeben wieder aufgebaut hat. Neuseeland steht auch noch ganz oben auf meiner Reiseliste :)
Ein schöner Beitrag, danke! Wir haben Christchurch 2011, nur wenige Wochen vor dem Beben besucht ((und wegen Jetlag und Anreisestress ganz vergessen, die schönen Bauten im Stadtzentrum zu fotografieren…)). Ich muss sagen, jetzt sieht es sogar fast noch besser, weil cooler, aus!
Deinen Beitrag haben wir gleich in unserem eigenen Christchurch-Beitrag (mit Familientipps natürlich) verlinkt :-)
LG
Jenny
Vielen Dank, Jenny, auch fürs verlinken.
Ja, nach anfänglicher Skepsis war ich doch überrascht, was die Stadt alles zu bieten hat – und wie kreativ die Einwohner sind.
LG
Ina