Meine erste Reaktion auf die Frage „Wie hat sich dein Reisestil verändert?“ war, überhaupt nicht. Aber je länger ich darüber nachdachte, umso mehr musste ich zugeben, dass sich in den letzten Jahren doch einiges verändert hat.
Inhalt
Einmal und nie wieder
Meine erste Reise als Erwachsener unternahm ich mit 18. Mit einer Freundin fuhr ich mit dem Bus für zwei Wochen nach Calella in Spanien. Weil es möglichst billig sein sollte, haben wir ein Roulette-Hotel gebucht (also wir wußten nicht, was wir für ein Hotel bekommen). Die Busfahrt war fürchterlich, 20 Stunden in einem Bus, in dem die Toilette nicht funktionierte.
Das Hotel war wie erwartet nicht das Beste. Das Zimmer unglaublich klein und das Essen im Restaurant sehr einfach und es wiederholte sich in der zweiten Woche. Der Rest des Urlaubs war auch nicht so toll, aber das lag eher an den unterschiedlichen Vorstellungen von Urlaub bei meiner Freundin und mir. Was ich aus diesem Urlaub gelernt habe: ich möchte nie wieder eine Busreise mit einer so langen Fahrzeit machen und mein Hotel lieber vorab aussuchen.
Veränderung durch das Internet
Bei meinem ersten Roadtrip durch die USA 2000 war das Internet noch in den Kinderschuhen und unsere Handys funktionierten dort nicht. Während der drei Wochen bekam ich keine Nachrichten von zu Hause und bis auf die obligatorische Postkarte gab es auch keine weiteren Infos in die Heimat. Zur Unterkunftssuche gab es Kataloge der einzelnen Hotel- bzw. Motelketten mit Kontaktinformationen und Anfahrtsbeschreibung der einzelnen Häuser. Die Unterkunft habe ich dann 1-2 Tage vorher angerufen oder habe vor Ort direkt angefragt. Navigiert habe ich mit Straßenkarten, davon hatte ich immer einige im Gepäck.
Dank Internet sieht das heute etwas anders aus. Ich kann immer mal wieder einen Status nach Hause schicken und kann auch im Notfall informiert werden (was tatsächlich schon einmal notwendig war). Aber Postkarten schicke ich trotzdem noch. Bei dem USA-Roadtrip 2010 suchte ich mir die Unterkünfte in Internet vorab aus und reservierte sie, wenn notwendig, ein paar Tage vorher. Navigieren ist dank Google Maps und Navi kein Problem mehr und Landkarten auf Reisen Geschichte.
Individuell aber mit mehr (Planungs-) Sicherheit
Seit dem ersten Roadtrip 2000 liebe ich diese Art der Reise, individuell und alleine mit meinem Partner. Diese Liebe hat sich in den letzten 20 Jahren nicht geändert. Früher bin ich sehr spontan und flexibel gereist. Die Route war grob geplant, aber es war genug Zeit für spontane Ideen. Die Unterkünfte wurden wie schon geschrieben kurzfristig gebucht.
Aber im Laufe der Jahre änderte sich dies. Zuerst buchte ich Unterkünfte in Nationalparks vor, denn diese sind meist sehr schnell ausgebucht. Dann kam immer mehr dazu. Seit einigen Jahren buche ich die komplette Reise vor. Ich fühle mich damit mittlerweile besser und muss mir vor Ort keine Gedanken mehr um die Hotels machen. Aber ich möchte nicht ausschließen, dass ich nicht doch irgendwann mal wieder eine spontane Reise mache. Denn flexibler ist man ja doch.
Von den USA in die Welt
Von 2000 bis 2013 bin ich 10 mal in die USA und nach Kanada gereist. Dabei habe ich die ganze Westküste, Hawaii, Alaska und Florida gesehen. In diesen Jahre waren die USA mein liebstes Reiseziel. Aber mehr und mehr kamen andere Länder dazu. Angefangen mit Südafrika und Australien führte mich meine Reisen nach Vietnam, Neuseeland, Namibia, Botswana und demnächst auch nach Südamerika. Es gibt noch viele weitere Reiseziele, die ich noch sehen möchte, wie z.B. Japan oder Tansania.
Mehr Deutschland erkunden
Obwohl ich immer mehr von der Welt sehen möchte, habe ich doch in den letzten Jahren auch das Bedürfnis, mehr von meinem Heimatland zu sehen. Denn es kann nicht sein, dass man den Rest der Welt kennt, aber viele Teile von Deutschland noch nicht gesehen hat. Also habe ich immer wieder ein verlängertes Wochenende oder eine ganze Woche in der Heimat verbracht. So verbrachte ich z.B. ein Wochenende im Sauerland oder Münster, eine Woche im Harz oder in Franken. Bei diesen Touren stellte ich immer wieder fest, was für ein schönes Reiseland Deutschland doch ist.
Lieber längere Reisen
In den ersten Jahren dauerten meine Fernreisen immer drei Wochen, egal ob in die USA, Südafrika oder Vietnam. Aber immer öfter wurden die Reisen länger, vier Wochen nach Australien oder Namibia, fünf Wochen nach Neuseeland und bald sechs Wochen nach Südamerika. Mittlerweile weiß ich diese längeren Reisen sehr zu schätzen. Leider ist das nicht jedes Jahr möglich. Aber so oft wie es geht, versuche ich mehr als drei Wochen am Stück zu verreisen.
Auf dem Roadtrip durch Neuseeland
Lieber kleine Boutique-Hotels als günstige Motels
In den Anfangsjahren meines Reiselebens übernachtete ich meistens in günstigeren Motels oder Hotels. Zum einen war mir die Unterkunft nicht so wichtig, zum anderen war ich mit Anfang 20 noch am Beginn meiner beruflichen Laufbahn und habe das Geld lieber für Aktivitäten als für Hotels ausgegeben. Im Laufe der Jahre stieg nicht nur mein Gehalt sondern auch die Ansprüche. Luxus brauche ich immer noch nicht, aber es darf gerne ein kleines Hotel oder schönes B&B sein, wie z.B. meine Lieblingsünterkünfte in Neuseeland. Hin und wieder gönne ich mir auch mal etwas besonderes wie das Savute Safari Camp im Botswana, aber das ist eher die Ausnahme.
Bungalow im Savute Safari Camp
Neuer Reisestil mit alten Gewohnheiten
Wie man sieht, hat sich mein Reisestil in den letzten Jahren doch geändert. Zum einen durch den technischen Fortschritt, die geänderten Ansprüche oder andere Rahmenbedingungen. Trotzdem denke ich, dass nichts festgelegt ist. Ich möchte trotzdem wieder in die USA reisen, werde auch weiterhin dreiwöchige Reisen unternehmen und auch in einfacheren Unterkünften schlafen, wenn es notwenig ist. Was ich aber weiterhin machen möchte, sind mehr Reisen in Deutschland. Und wer weiß, was sich in den nächsten Jahren noch ändert.
Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade von Ferngeweht teil, in der Sabine diese interessante Frage gestellt hat.
Hehe, ja so ist es! Umso älter wir werden und mehr Reisen hinter uns haben, werden wir zum Teil immer pingeliger.
Vor ein paar Jahren hätte ich noch in Hostels übernachtet, mach ich jetzt nicht mehr, da mit Privatsphäre und eigenes Bad sehr wichtig geworden sind. Auch einfach halb nackig mit dem Handtuch durchs Zimmer zu laufen, ist mir wichtig! Da will ich mich nicht extra in zu engen Duschen umziehen…
Auch schaue ich heute viel mehr auf Bewertungen. Auf Booking.com würde ich zum Beispiel nie mehr was buchen, was unter 9 Bewertungspunkte fällt. Denn immer wenn ich es tat, bereute ich es zutiefst…
Aber so ist es, Reisen verändert einen!
LG aus Marrakesch,
Nadine
Haha, ja das stimmt auffallend. Es gibt doch so einige Dinge, die ich nicht mehr brauche. Obwohl ich Gemeinschaftsduschen immer schon gruselig fand. ;-)
Schon lustig, wenn man sich daran erinnert, wie man früher gereist ist und wie anders es heutzutage ist. Toller Artikel und schöne Bilder!
Liebe Grüße,
Lina
Was ich gemerkt habe, und verstehe mich nicht falsch, ist dass man sich an der Welt irgendwann satt sieht. Früher musste es in jedem Urlaub etwas ganz Besonderes sein, hier auf die Malediven da nach Südamerika dann wieder Südostasientour das nächste Mal Russland usw., aber irgendwann denkt man sich doch, wie es in dem alten Sprichwort heißt „warum in die Ferne schweifen…“. Heutzutage fahre ich auch mal gerne nur auf eine Rundreise durch die Region, oder zum Wanderurlaub nach Südtirol, oder Freunde in Deutschland besuchen die mir für eine Wochenend-Stippvisite doch zu weit weg wohnen. Und nein, diese eher ruhige Ansicht liegt entgegen der Behauptung meines Mannes NICHT am Alter :D
So oft warst Du in den USA? Das Land ist super zu bereisen, finde ich, irgendwie so unkompliziert aber manchmal doch auch gut gebucht, so dass es durchaus Sinn macht, vorzuplanen.
Schön finde ich, dass Du auch Deutschland bereist – da gibt’s ja auch viel zu sehen.
Und, um 4 oder mehr Wochen Urlaub am Stück beneide ich Dich! :-)
Ja, ich war selber erstaunt, als ich das jetzt nachgezählt habe. Es war jahrelang mein absolutes Lieblingsreiseziel, auch weil es so einfach zu bereisen ist.
Den langen Urlaub bekomme ich eigentlich nur über den Jahreswechsel. Da hat die Firma eh zu und dann fällt das nicht so auf ;-) Und bis jetzt hatte ich immer sehr Urlaubs-Tolerante Chefs.
Vielen Dank für Deinen Beitrag. Ja, manchmal sind es wirklich nur Kleinigkeiten, die sich ändern. Aber die machen das Reisen wieder ganz anders, nicht wahr?